Symposium Gesundes Sitzen" Gespräch mit Prof. Dr. Joachim Grifka
Hinweis:
Es handelt sich ausnahmsweise nicht um ein Radiointerview, bei Interesse müssen Sie den Text ausnahmsweise lesen.
Herr Prof. Dr. Grifka,
Sie veranstalten am 18. & 19. September 2025 in Regensburg gemeinsam mit der Forschungsstelle Orthopädie und Ergonomie der OTH (Ostbayerische Technische Hochschule) Regensburg das Symposium „Gesundes Sitzen“. Wer sich mit Ihrer Vita beschäftigt hat weiß, dass Sie absoluter Experte auf diesem Gebiet sind. Welches Ziel hat dieses Symposium konkret?
Grifka: Wir sind eine Sitzgesellschaft. Deswegen brauchen wir praktisch anwendbare Konzepte, wie wir gesund sitzen. Dazu sind Voraussetzungen an den Sitz zu erfüllen und ebenso Verhaltensmaßnahmen. Wir haben in langjährigen Arbeiten ein völlig neues Sitzkonzept entwickelt, dass bei Fahrzeugen wie auch am Schreibtisch umsetzbar ist.
Welche medizinischen Grundlagen gibt es denn, um sowohl bei Fahrzeugen als auch beim Schreibtischstuhl gesünder zu sitzen?
Grifka: Zunächst einmal gibt es eine Reihe von Faktoren: Der Sitz muss besser individuell eingestellt werden. Dazu gehört auch, dass er genau auf die Sitzumgebung abgestimmt werden muss, also z.B. auf Schreibtisch, Bildschirm oder bei der Fahraufgabe in Abhängigkeit auch von der Geschwindigkeit, der Häufigkeit des Ein- und Aussteigens sowie auch der Teil-Autonomie des Fahrens. Eine grundsätzliche Änderung wird bei der Rückenlehne nötig. Dazu werden wir medizinische Einzelheiten erläutern und technische Lösungen zeigen.
Für dieses Symposium konnten Sie eine Reihe von hochkompetenten Referenten gewinnen. Interessant ist aber auch, welche Zielgruppe Sie unter den Teilnehmern ansprechen möchten.
Grifka: Diese komplexe Aufgabe kann nur gelingen, wenn alle, die an dem Prozess der Sitzentwicklung, Innendesign der Fahrkabine und Möbelherstellung beteiligt sind, den Austausch pflegen. So sind natürlich Ergonomen, Arbeitsmediziner, Physiotherapie und Betriebliches Gesundheitsmanagement, Berufsgenossenschaften, Fahrzeugdesigner, Möbelhersteller, Biomechaniker, Ingenieure und Orthopäden gefordert.
Zum Symposium werden wir die Nutzungsanforderungen aus den verschiedenen Blickwinkeln betrachten und damit das aufgabengerechte gesunde Sitzen in den Mittelpunkt rücken.
Wie soll es nach dem Symposium weitergehen?
Grifka: Es zeichnet sich schon ab, dass wir durch meine "Forschungsstelle Orthopädie und Ergonomie" an der OTH Regensburg die Entwicklung sowohl beim Fahrzeugsitz als auch im Bürobereich vorantreiben können. Mit der gemeinschaftlichen Abstimmung haben wir die Möglichkeit, Innovationen wissenschaftlich zu prüfen und die weitere Entwicklung gemeinsam zu gestalten, damit wir das gesunde Sitzen fördern.
Die Fragen stellte Michael Weyland.